Brigitte Steiner koordiniert unser Projekt Vielfalt-Forscher und berichtet hier, wie sich Mädchen und Jungen im letzten Jahr gemeinsam mit dem Labyrinth Kindermuseum Berlin das Thema Vielfalt erschlossen haben. Mit der gleichzeitigen Laufzeit des Projekts und der im Mai 2017 eröffneten Ausstellung „1, 2, 3, Kultummel“ ergaben sich viele neue, kreative Möglichkeiten, der Vielfalt auf die Spur zu kommen.
2017 stand im Labyrinth Kindermuseum Berlin ganz im Zeichen der Vielfalt. Die Eröffnung der Mitmachausstellung „1, 2, 3, Kultummel“ im Mai 2017 ist dabei nicht der Startpunkt der Auseinandersetzung mit Diversität, sondern reiht sich ein in eine Reihe von Projekten und Ausstellungen, die sich dem großen Thema Vielfalt aus immer neuen Perspektiven nähern.
Mit „1, 2, 3, Kultummel“ reagiert das Kindermuseum einerseits auf den weltweiten Wandel und die großen Fluchtbewegungen der letzten Jahre, für die es auch in Berlin konstruktive Veränderungen, neue Ideen und offene Lösungen braucht. Andererseits ist die Themensetzung für das Ausstellungsteam eine natürliche Weiterentwicklung von Ausstellungen, die in der Vergangenheit besonders „augenöffnend“ waren: „Alle anders anders“ beschäftigte sich mit dem Anderssein und Behinderungen, „Ganz weit weg – und doch so nah“ hatte Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen zum Inhalt. Mit „1, 2, 3, Kultummel“ erweitert das Kindermuseum die bereits angelegten Ideen und möchte Vielfalt in so vielen Facetten wie möglich aufspüren und ihr intensiv auf den Grund gehen. An zahlreichen Beispielen in der Ausstellung wird für Kinder verständlich: Vielfalt ist überall, sie ist in ständigem Wandel und macht das Leben so reich.
Unabhängig von der Ausstellung startete bereits 2016 das Projekt „Vielfalt-Forscher“, in dem Kinder mit und ohne Fluchtgeschichte gemeinsam Vielfalt und ihre Ausprägungen erforschen. Gefördert wurde das Projekt, auch im Jahr 2017, von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Ein Projektrückblick auf die ersten Projektmonate August bis Dezember 2016 ist hier zu finden: www.labyrinth-kindermuseum.de/de/content/vielfalt-forscher-projektruckblick Wir haben uns gefreut, im zweiten Jahr des Projektes auf die bestehenden Kontakte zu Schulen aufzubauen und Beziehungen sowie Projektinhalte zu vertiefen. Ergebnisse aus dem Projekt sind in die Ausstellung direkt mit eingeflossen.
Besonders schön für uns war, dass geflüchtete Kinder aus dem Projekt unsere Öffentlichkeitsarbeit für „1, 2, 3, Kultummel“ in einer turbulenten Fotosession und in einem intensiven Radiointerview des Deutschlandfunk Kultur unterstützten und ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit uns teilten.
Seit dem Start der Mitmachausstellung laufen die Vielfalt-Forscher ausstellungsbegleitend. Die Ausstellung als Startpunkt der Projektarbeit bietet dabei ganz neue Anknüpfungspunkte. Abgesehen vom VIELFALTS-LAB, in dem künstlerische Werkstätten rund um die Vielfalt stattfinden, können die Vielfalt-Forscher mit vielfältigen, künstlerisch-kreativen Methoden auch an anderen Ausstellungsstationen ansetzen: Die Vielfalt der Sprachen, Zeichen, Farben, Stoffe oder Gefühle lässt sich in Rallyes, Quizzen, Modenschauen, Lesungen, Pantomimen etc. erkunden. So vermitteln wir: Vielfalt-Forschung kann immer und überall stattfinden, auch im Alltag. Ob Zuhause oder unterwegs, in der Kita, Schule oder auf dem Spielplatz: Wenn man genau hinschaut, gibt es immer Vielfalt zu entdecken.
Auch außerhalb der Ausstellung konnten wir mit festen Projektpartnern das Methodenspektrum der künstlerisch-pädagogischen Arbeit gezielt erweitern. Die Auseinandersetzung mit Sprache bzw. verschiedenen Sprachen spiegelte sich z.B. in der Projektwoche mit dem Schwerpunkt Storytelling, für die wir einen grandiosen Kooperationspartner gewinnen konnten: Die Erzähler*innen von Erzählkunst e.V. knüpften mit ihren Geschichten und den verbundenen Ritualen und Wiederholungen direkt an die Sprach- und Erfahrungswelt der beteiligten Kinder an und setzten ihnen zugleich einen sicheren, stabilen Rahmen, in dem sich die durch die Flucht zum Teil extrem traumatisierten Kinder orientieren und kreativ und phantasievoll einbringen konnten. Als besonderes Highlight kam es am Ende zu einer Aufführung im Theatersaal der beteiligten Schule: Die Bremer Stadtmusikanten, aufgeführt von geflüchteten Kindern – ein hochemotionaler Moment für alle Beteiligten, mit extrem positiven Rückmeldungen und großem Zuspruch durch die Schüler*innen, die im Publikum saßen.
Klangvolle Impulse brachten unsere neuen Partner Kollegen 2,3|Bureau für Kulturangelegenheiten ins Projekt. Kollegen 2,3 erforschten und produzierten mit Kita-Kindern die Vielfalt der Klänge, Töne und Instrumente. Dies gelang ganz intuitiv: Eine Konservendose, ein gefundener Stock, und schon probieren die Kinder aus, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Töne zu erzeugen. Auch diese Projektphase hatte ihren krönenden Abschluss in einer Aufführung, dieses Mal auf der Aktionsbühne der Ausstellung.
Mit einer selbst entwickelten Geschichte über Pferde und Elefanten, Regen und Sturm erweckten die stolzen Vielfalt-Forscher ihre selbst gebauten Instrumente zum Leben. Die Kinder im Publikum machten spontan mit und stürmten anschließend die Bühne, um die Instrumente selbst auszuprobieren.
Und 2018?
Wir freuen uns, die Vielfalt und den Vielfalter weiter zu haschen!
Mit der Ausstellung „1, 2, 3, Kultummel“ bieten wir vielen, vielen Kindern, Familien und Erwachsenen weiterhin einen spielerischen Einstieg in ein großes Thema. Die Vielfalt-Forscher werden die Ausstellung als aktivierendes und inspirierendes Projekt weiter begleiten und darüber hinaus fröhlich nach außen schwärmen. Wir freuen uns auf neue und alte Kooperationen, auf intensive Begegnungen und Geschichten – und auf viele neue Erkenntnisse in der Vielfalt-Forschung!